Viele Migräniker sind der Überzeugung, das Wetter würde zu ihrem Migränegeschehen beitragen. Viele Ärzte bestätigen diese Einschätzung als "Verlegenheits-Diagnose". Was ist wirklich dran an "Migräne durch Wetter"? Welche Effekte sind nachweisbar und messbar?
Spoiler vorab: Es gibt Auswirkungen des Wetters auf Migräne, die sind bei den meisten von uns jedoch viel banaler und viel weniger "psycho" als man meint.
Was macht Kälte im Winter? Was geht im Körper vor sich, wenn man aus der Kälte zurück in die warme Wohnung kommt? Was passiert, wenn man aus arktischer Kälte in ein heisses Urlaubsland fliegt? Was macht der warme Föhnwind mit uns?
Warum macht den meisten von uns nicht das 'Wetter' Migräne, sondern - ganz banal - die schnellen Temperaturunterschiede? All das und noch mehr beantworten wir hier!
Schnelle Temperaturänderungen
führen zu Gefäßanpassungen
Eine häufige Beobachtung bei Migräniker ist: Kälte führt bei Menschen, die empfindlich auf Gefäßveränderungen reagieren, zu Kopfschmerzen. Genauso die schnellen Temperatur-Veränderungen, wenn man wieder ins Warme kommt. Den schnellen Temperatur-Veränderungen außen folgen schnelle Gefäß-Veränderungen in unserem Inneren. Und die sind definitv nicht gut für uns Migräniker!
Migräniker und Kopfschmerz-sensible Menschen reagieren also auf Gefäßänderungen. Schnelle Temperatur-Wechsel bzw. starke Temperatur-Schwankungen wirken sich massiv auf alle unsere Gefäße im Körper aus - auch im Kopf!
Manch einer absolviert beispielsweise einen langen Flug in einem stark heruntergekühlten Flugzeug und fröstelt stundelang bei 18° trotz Pullover und Wolldecke. Steigt man dann an einem sonnenheissen Urlaubsziel aus dem Flieger, erwischt jeden der Temperaturschock. Jeder Körper muss sich anpassen und aklimatisieren. Vielen gelingt das innerhalb weniger Stunden, Migräniker brauchen meist länger. Eine langsame Temperaturanpassung wäre für uns Migräniker wünschenswert. Die Realität sieht meist anders aus...
Immer Migräne an den ersten Urlaubstagen?
Tatsächlich trifft es uns Migräniker meist hart: Viele von uns bekommen brutal Migräne an den ersten Urlaubstagen, denn der Körper ist z.B. beim Weihnachtsurlaub in nordeuropäischer Kälte abgeflogen und landet wenige Stunden später in tropischer Hitze in Bangkok, Bali oder in der Karibik.
Für die Anpassung und Umstellung der Gefäße brauchen Migräniker etwas mehr Zeit. Die Temperatur am Urlaubsort können wir nicht beeinflussen, unser Verhalten aber sehr wohl.
Hier meine kampferprobten
Urlaubs-Anti-Migräne-Tipps:
- Setze Dich am Flughafen nicht in den affenheissen Billigbus, der stundenlang ohne Klimaanlage die Hotels abklappert, sondern gönne Dir ein klimatisiertes Taxi, einen klimatisierten Transfer-Bus oder einen klimatisierten Uber.
- Knalle Dich nicht direkt am Pool oder am Strand in die heisse Sonne.
- Springe nicht in den verführerischen kalten Pool.
- Stelle Dich nicht mit dem Kopf unter die eiskalte Dusche.
- Geh den ersten Tag langsam an und verzichte am ersten Tag z.B. auf die Sightseeing-Tour in der glühend heissen Stadt.
- Lass in der Anpassungsphase die Finger vom Alkohol, denn Alkohol ist ebenfalls höchst gefäßwirksam und verstärkt den Gefäß-Effekt nochmal um ein Vielfaches, es sei denn, Du möchtest ein Migräne-Dauerabo für Tag 1 + 2 + 3...!
Übrigens gibt es neben der Temperaturschwankung noch zwei weitere Gründe für Migräne an den ersten Urlaubstagen: Adenalin- und Koffein-Entzug! Was es damit auf sich hat dazu hier mehr.
Aber auch an sehr heissen Sommertagen in Deutschland kann es uns Migräniker böse erwischen:
Man arbeitet den ganzen Tag in einem klimatsierten Büro und kommt am späten Nachmittag in die Affenhitze der U-Bahn. Oder man hat den ganzen heissen Tag schwer geschwitzt und springt abends in's kühles Nass, z.B. den Pool, die Isar, die Ostsee oder den heimischen Baggersee.
All das kann zu rapiden Gefäßveränderungen im Kopf führen, die bei uns Migänikern gemeinerweise einen Migräneanfall triggern.
Kopfschmerzen und Migräne durch Föhnwetterlagen?
Und auch die Beobachtungen, dass Kopfschmerz-empfindliche Menschen insbesondere in Süddeutschland bei Föhnwetterlagen vermehrt unter Kopfschmerzen oder sogar unter Migräne leiden, lässt sich vermutlich mit den schnellen Temperaturwechseln erklären.
Der Föhn ist ein Südwind, der von Italien über die Alpen nach Norden weht und stark erwärmte Luft mit sich bringt. Bei Föhn in München kann es innerhalb kürzester Zeit schon mal zu Schwankungen von 10-20° kommen. Man starte morgens bei frostigen 5° und mittags sind plötzlich sonnige 25°. Das müssen unsere Gefäße erstmal verkraften!
Fazit: Hitze und Kälte, plötzliche Temperaturwechsel und die damit verbundenenen Veränderungen der Gefäßstellung wirken also massiv auf uns ein.
Du bist kein zerbrechliches und überfordertes Wetter-Sensibelchen.
Es ist aber nicht das "Wetter" im allgemeinen, es ist nicht 'psycho', sondern simple Physik.
Lass Dir also keinen Psycho-Blödsinn einreden! :-)